Standort 1 – Im Löwen wird gemunkelt Standort 1 – Im Löwen wird gemunkelt Standort 1 – Im Löwen wird gemunkelt Standort 1 – Im Löwen wird gemunkelt Standort 1 – Im Löwen wird gemunkelt Standort 1 – Im Löwen wird gemunkelt

Audio: Im Löwen wird gemunkelt

Video: Historiker:innen ergänzen

Wer waren die zwei Generäle des Sonderbundskrieges?

Beide Generäle im Sonderbundskrieg in Sins

Salis Soglio kommandiert die Sonderbundstruppen

Im November 1847 stand Sins ganz unter dem Eindruck des Sonderbundskrieges: Seit dem 6. waren Tagsatzungstruppen präsent. Am 10. wurde die Holzbrücke über die Reuss durch die Sonderbundstruppen zerstört, diese zogen am 12. zweimal durch das Dorf. Am 23. schliesslich griffen Tagsatzungstruppen reussaufwärts die Brücke in Gisikon an. Ihr General hatte sein Hauptquartier nach Sins vorgezogen.

Vom Kriegsrat der Sonderbundskantone hatte Johann Ulrich von Salis Soglio, der konservative Bündner Protestant, das Oberkommando nur widerstrebend akzeptiert. Der 57-Jährige war vom lebenslangen Solddienst sehr geprägt. Im Einsatz suchte er zu verdecken, dass seine Truppe strategisch und materiell unterlegen und die Sonderbundsführung politisch und militärisch zerstritten war.

Der Kriegsrat drängte Salis Soglio, mit einem Angriff ins Freiamt den Umstand zu nutzen, dass sich die Tagsatzungstruppen voll auf Fribourg konzentrierten. Dieser Vorstoss am 12. November zielte auf Muri und misslang: Von Hitzkirch zog eine Kolonne über den Lindenberg nach Geltwil und scheiterte. Salis Soglio selbst führte die stärkere Kolonne durchs Reusstal. In Sins verlor er viel Zeit. Bei Lunnern unterlag er in einem Gefecht um eine Pontonbrücke. Er kehrte nach Gisikon zurück.

Doch warum verlor er in Sins Zeit?

Frühmorgens am Angriffstag hatte Salis Soglio seine Kolonne in Gisikon besammelt. Jeder Soldat erhielt fünf Batzen für ein Frühstück. Die einzige Wirtschaft vor Ort war aber überfordert. Viele marschierten ohne Essen los, nordwärts entlang der Reuss. Ohne im Freiamt auf Widerstand zu stossen, erreichten sie Sins. Berichte schildern, wie Soldaten versuchten, in Wirtshäusern und bei Privaten einzukehren. Die Wirte klagten danach über ein massenhaftes Zechprellen.

Sie stehen hier vor dem ehemaligen Gasthaus Löwen, wo General Salis Soglio auf seine Truppe wartete.

Dufour kommandiert die Tagsatzungstruppen

Erst als dem 60-jährigen Guillaume Henri Dufour zugestanden wurde, seine Kommandanten selber zu bestimmen, übernahm der gemässigte Liberale aus Genf den Oberbefehl über die eidgenössische Armee von der Tagsatzungsmehrheit. Mit ihr sollte er den Sonderbund auflösen.

General Dufour stand militärisch für das Moderne. Unter Napoleon Bonaparte sozialisiert, führte er strategisch, taktisch geplant und delegierend. Sein Angriffskonzept spiegelte den präzisen Ingenieur und Kartografen: Zuerst konzentrierte er sich auf das exponierte Fribourg. Dann griff er das Sonderbundherz Luzern aus fünf Richtungen an.

Die erfolglosen Vorstösse der Sonderbundstruppen ins Tessin und Freiamt hatten Dufour kaum gestört. Um Luzern zu erreichen, sah er als Schlüsselstellen die Brücken über die Emme und die Reuss. Jene in Sins und Gisikon wurden zu Entscheidungsorten. Eine Zuger Aktion hatte die Sinser Brücke zur Hälfte gesprengt. Am 23. November 1847, dem Tag des Angriffs auf Gisikon, überwanden die Tagsatzungstruppen dieses Hindernis mit einer Pontonbrücke.

Dufours Division, die das Reusstal hoch und über Honau die Gisiker Brücke von hinten angreifen sollte, setzte ihre Kanonen in Sins über die Reuss, um so über Hünenberg nach Berchtwil dem feuchten Uferland auszuweichen. Die Fusstruppen überquerten die Reuss bei Eien. Von Dietwil her griff lediglich eine Kompanie Gisikon direkt an.

Dufour hatte alles geplant und seine Kommandanten instruiert. Sein Hauptquartier zog er von Aarau nach Muri vor. Am Angriffstag traf der General in Sins ein, als seine Soldaten bereits weitergezogen waren. Im heutigen Gemeindehaus (damals Pfarrhaus) hielt er sich kurz auf. Am Abend reiste er nach Muri zurück. Am nächsten Tag, auf dem Weg zur Kapitulation von Luzern, durchfuhr er Sins noch einmal.

Nachweise und Literaturtipps

Bucher Erwin, Die Geschichte des Sonderbundskrieges, Zürich 1966.

Du Bois Pierre, La guerre du Sonderbund. La Suisse de 1847, Neuchâtel 2018.

Fuhrer Hans Rudolf, Dokumentation: Sonderbundskrieg 1847. Bürgerkrieg, Religionskrieg oder Bundesexekution?, in: Militärgeschichte zum Anfassen Nr. 7, November 2003.

HLS, Dufour: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003862/2006-04-20/.

HLS, Johann Ulrich von Salis (Soglio): https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024231/2012-09-11/.

HLS, Sins (AG): https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001794/2012-12-19/.

Jung Joseph, Einigkeit, Freiheit, Menschlichkeit. Guillaume Henri Dufour als General, Ingenieur, Kartograf und Politiker, Zürich 2022.

Kartengeschichte, Guillaume Henri Dufour, https://www.kartengeschichte.ch/ch/texts/themen54/th54zus.html.

Schweizer Dufour Museum, Biografie Dufour, https://dufour-museum.ch/?page_id=379.

Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Troxler Walter, So gestochen wie geschossen? Luzern und der Sonderbundskrieg in alten Darstellungen, Inwil 2022.

Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Von Elgger Franz, Des Kantons Luzern und seiner Bundesgenossen Kampf gegen den Radikalismus vom 8. Dezember 1844 bis 24. November 1847 und mein Antheil an demselben, Schaffhausen 1850, online auf e-rara: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-74245 .

Bildnachweise

Abb. 1: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144750, Porträt von General Johann Ulrich von Salis Soglio, Lithographie auf Papier, Verleger Orell Füssli & Co., Zürich um 1847.

Abb. 2: meierkolb 2023, Angriffsplan 1847, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Abb. 3: Archiv Gemeinde Sins, Familie Köpfli vor dem Gasthaus Löwen in Sins, um 1919.

Abb. 4: ZHB Luzern Sondersammlung, Propagandablatt des Sonderbunds, Lithographie, Atelier Brüder Eglin Luzern, um 1845.

Abb. 5: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-112454, General Guillaume Henri Dufour, Fotograf Emil Vollenweider, um 1880-1890.

Abb. 6: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-80480, Aufruf von General Dufour an die Truppen vor dem Einmarsch in den Kanton Luzern, 1847.

Abb. 7: meierkolb 2023, Angriffsplan 1847, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Abb. 8: Archiv Gemeinde Sins, Das Gemeindehaus vor der Renovation in Sins, 1976.

Abb. 9: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-35782, General Dufour mit seinem Generalstab, Lithographie auf Papier, Zeichner Jules Hébert, um 1848.

Abb. 10: NZZ, 17.11.1847, S. 1373, https://zeitungsarchiv.nzz.ch/archive.

Abb. 1: Eine der wenigen Abbildung zeigt den konservativen Bündner Protestanten Johann Ulrich von Salis Soglio (1790–1874). Das Porträt wurde vermutlich um 1847 in Zürich hergestellt.

Abb. 2: Von den Ortschaften Münster (Beromünster), Hochdorf und Gisikon aus markieren die roten Pfeile den gescheiterten Angriffsplan der Sonderbundstruppen auf das Klosterdorf Muri. Die blauen Pfeile zeigen, wie zehn Tage später die Tagsatzungstruppen (Divisionen 2–5, 7) konzentriert von Westen, Norden und Osten auf Luzern zielten. Der erfolgreiche Durchbruch bei Gisikon und Meierskappel machte den Weg zur Stadt Luzern frei.

Abb. 3: Die Familie Köpfli präsentiert sich 1919 vor ihrem Gasthaus zum Löwen, dem eine Mosterei angegliedert war. Am linken Bildrand ist ein Teil des «Löwenhof» zu sehen. Hinter der Kutsche erinnert ein Kreuz an tragische Ereignisse wie das Fährunglück von 1627.
Daraufhin wurde im Frühling 1640 mit dem Brückenbau begonnen. Die Strasse rechts führt zum Reussübergang.

Abb. 4: Propagandablatt des Sonderbunds. Lithografie aus dem Atelier der Brüder Eglin in Luzern, 1845.

Abb. 5: Eine rare Fotografie von Guillaume Henri Dufour (1787–1875) in seiner Generalsuniform, um 1848.

Abb. 6: Im Tagesbefehl vom 22. November 1847 verlangte Dufour von seinen Soldaten, tapfer zu kämpfen. Gleichzeitig forderte er sie auf, milde zu agieren. Sein Ziel war es, Schäden und Ausschreitungen zu minimieren, damit eine spätere Versöhnung möglich war. Dennoch kam es zu Plünderungen und Übergriffen, besonders während der Besatzung nach dem Krieg.

Abb. 7: Die Karte zeigt in blauen, durchgezogenen Linien und Pfeilen, wie die Division Ziegler (4) das Reusstal aufwärts angriff. Sie teilte sich in Sins auf: Die schweren Waffen (Kanonen) wurden vom Sinser Ufer mit einer Hilfsbrücke über die Reuss gesetzt. Dieser Truppenteil zog auf festen Höhenwegen das Zuger Reussufer entlang. Die leichten Truppen marschierten von Sins bis vor Dietwil. Dort zweigte das Gros nach links ab und setzte bei Eien über die Reuss. Oben auf der Höhe angekommen, schlossen sie sich mit der Artillerie zusammen und griffen über den Rooterberg Honau und Gisikon an. Gleichzeitig gingen die Infanteristen, die in Dietwil weiter in Richtung Gisikon marschierten, frontal auf die Gisikonerbrücke zu.

Abb. 8: Das heute 300-jährige Sinser Gemeindehaus im Jahre 1976 noch vor seiner Renovation. Zur Zeit des Sonderbundskrieges 1847 war es noch das Pfarrhaus von Sins. Der letzte Engelberger Mönchspfarrer musste hier endgültig aus- ziehen, als die Tagsatzungstruppen das Gebäude als Kommandostandort für General Dufour einrichteten. Dufour war am 23. November 1847 in Sins, als die Gefechte in Gisikon und Meierskappel im Gange waren.

Abb. 9: General Dufour mit seinem Generalstab zu Pferd um 1848.

Abb. 10: «Dufour ist der Mann der Theorie und der Praxis, zudem ein feuriger Eidgenosse und ein edler, liebenswürdiger Mann, den alle Parteien hochachten.» So wurde General Dufour am 17. November 1847 in der liberalen «Neuen Zürcher Zeitung» gelobt.

Tafeltexte & Bilder

Nachweise und Literaturtipps

Bucher Erwin, Die Geschichte des Sonderbundskrieges, Zürich 1966.

Du Bois Pierre, La guerre du Sonderbund. La Suisse de 1847, Neuchâtel 2018.

Fuhrer Hans Rudolf, Dokumentation: Sonderbundskrieg 1847. Bürgerkrieg, Religionskrieg oder Bundesexekution?, in: Militärgeschichte zum Anfassen Nr. 7, November 2003.

HLS, Dufour: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003862/2006-04-20/.

HLS, Johann Ulrich von Salis (Soglio): https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024231/2012-09-11/.

HLS, Sins (AG): https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001794/2012-12-19/.

Jung Joseph, Einigkeit, Freiheit, Menschlichkeit. Guillaume Henri Dufour als General, Ingenieur, Kartograf und Politiker, Zürich 2022.

Kartengeschichte, Guillaume Henri Dufour, https://www.kartengeschichte.ch/ch/texts/themen54/th54zus.html.

Schweizer Dufour Museum, Biografie Dufour, https://dufour-museum.ch/?page_id=379.

Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Troxler Walter, So gestochen wie geschossen? Luzern und der Sonderbundskrieg in alten Darstellungen, Inwil 2022.

Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Von Elgger Franz, Des Kantons Luzern und seiner Bundesgenossen Kampf gegen den Radikalismus vom 8. Dezember 1844 bis 24. November 1847 und mein Antheil an demselben, Schaffhausen 1850, online auf e-rara: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-74245 .

Bildnachweise

Abb. 1: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144750, Porträt von General Johann Ulrich von Salis Soglio, Lithographie auf Papier, Verleger Orell Füssli & Co., Zürich um 1847.

Abb. 2: meierkolb 2023, Angriffsplan 1847, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Abb. 3: Archiv Gemeinde Sins, Familie Köpfli vor dem Gasthaus Löwen in Sins, um 1919.

Abb. 4: ZHB Luzern Sondersammlung, Propagandablatt des Sonderbunds, Lithographie, Atelier Brüder Eglin Luzern, um 1845.

Abb. 5: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-112454, General Guillaume Henri Dufour, Fotograf Emil Vollenweider, um 1880-1890.

Abb. 6: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-80480, Aufruf von General Dufour an die Truppen vor dem Einmarsch in den Kanton Luzern, 1847.

Abb. 7: meierkolb 2023, Angriffsplan 1847, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Abb. 8: Archiv Gemeinde Sins, Das Gemeindehaus vor der Renovation in Sins, 1976.

Abb. 9: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-35782, General Dufour mit seinem Generalstab, Lithographie auf Papier, Zeichner Jules Hébert, um 1848.

Abb. 10: NZZ, 17.11.1847, S. 1373, https://zeitungsarchiv.nzz.ch/archive.