Audio: Mit Kanonen übers Wasser
Spreng die Brücke
An der Frontlinie
Brücke 1847 gesprengt
Die Reuss war im Sonderbundskrieg die Frontlinie zwischen dem Tagsatzungskanton Aargau und dem Sonderbunds- kanton Zug. Zug, ein alteidgenössischer Ort, schaute während Jahrhunderten auf die Freien Ämter (Gemeine Herrschaft) herab. Als Besitzerin der Holzbrücke liess Zug sie abends verriegeln, um den Zoll zu sichern und «Vaganten» abzuhalten.
Als das Gros der Tagsatzungsarmee daran war, Fribourg einzukesseln, besetzte am 6. November 1847 ein kleiner Trupp die Sinserbrücke. Zeitgleich drängte der Kriegsrat des Sonderbunds Salis Soglio, im Freiamt anzugreifen. Der General befahl, den Übergang zu zerstören. Als Brückenbesitzer erhob Zug aber Einspruch. So sollte die Brücke «nur» teilgesprengt werden: Bei Nacht und Nebel legten die Angreifer sich auf der Zuger Seite bereit. Sie warnten die eidgenössischen Brückenbesatzer, worauf diese abzogen. Am 10. November zerstörte eine gewaltige Explosion die rechte Brückenhälfte und das Zuger Zollhaus. Weitherum zerbarsten Fenster.
Zugs Ausstieg
Am 21. November kapitulierte Zug. Nun lag die unpassierbare Brücke beidseitig im Aufmarschgebiet der Tagsatzungstruppen. Die Verteidigungsline des Sonderbunds zog sich neu von Risch am Zugersee am Rooterberg entlang bis nach Gisikon an die Reuss, weiter bis Emmen und von der Emme bis ins Entlebuch.
Dufours Angriffsplan gegen Luzern sah zwei Schlüsselorte vor: Emmenbrücke und die Brücke bei Gisikon. Das erwartete auch Salis Soglio. Deshalb teilte er seine Armee auf und zog selbst nach Gisikon.
Kanonen über die Reuss
Am 23. November liess Dufour angreifen. Unterhalb der gesprengten Brücke wurden von Sins her Kanonen der Artillerie über eine Pontonbrücke über die Reuss gesetzt. Die Infanterie marschierte südwärts und überschritt erst bei Eien den Fluss. Bei Berchtwil trafen sich beide Truppenteile, um über Honau den Sonderbundstruppen bei Gisikon in den Rücken zu fallen.
Nachweise und Literaturtipps
Köpfli Martin Exzerpt der Köpfli-Familiengeschichte, erhalten von Willi Köpfli.
Seetal Plus, Das Zollhaus und die Sinser Brücke: http://www.seetal-plus.ch/Tourismus/Zollhaus.html.
Troxler Walter, So gestochen wie geschossen? Luzern und der Sonderbundskrieg in alten Darstellungen, Inwil 2022.
Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.
von Elgger Franz, Des Kantons Luzern und seiner Bundesgenossen Kampf gegen den Radikalismus vom 8. Dezember 1844 bis 24. November 1847 und mein Antheil an demselben, Schaffhausen 1850, S. 245-249, online auf e-rara: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-74245 .
Zuger Zeitung, Fessler Andreas, Hineschaut: Die dauerhaften Folgen einer Spregung, 13.7.19, https://www.zugerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/die-dauerhaften-folgen-einer-sprengung-ld.1135238 .
Bildnachweise
Abb. 1: Privatbesitz Willi Köpfli, Brücke in Sins, 1950er Jahre
Abb. 2: Archiv Gemeinde Sins, Eingang Reussbrücke in Sins, vor 1945.
Abb. 3: Wikipedia gemeinfrei, Brücke in Sins, 2013.
Abb. 4: Trick Jürg, Übersetzmittel der Schweizer Armee, Bern 2006.
Abb. 5: Zentralbibliothek Zürich, e-rara, ZEI 2.130, Szene aus dem Sonderbundskrieg, Jakob Eggli,um 1848.
Abb. 6: meierkolb 2023, Verteidigungslinie 1847, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917
Abb. 1: Die Sinserbrücke in einer Aufnahme aus den 1950er Jahren. Links, auf Aargauer Boden, der «Löwenhof»; rechts, auf Zuger Boden, das ehemalige Gasthaus zur Kanne, das heutige Gasthaus Zollhaus und vorne das alte Zollgebäude. Die Holzbrücke erhielt 1945 auf der Südseite einen gedeckten Personensteg.
Abb. 2: Die Brücke in einer Aufnahme vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Sins her. Rechts ist das ehemalige Zollhaus zu sehen, das in den 1840er Jahren in Betrieb war.
Abb. 3: Das Bild rechts zeigt die Reussbrücke von Sins her: Ab der Brückenmitte ändert sich die Struktur der Balken. Der Sinser Teil besteht noch aus Holz von 1809. Bis 1996 fuhren hier täglich mehrere tausend Fahrzeuge durch. Während der letzten Jahrzehnte versuchte man, den Verkehr mit einer Ampel zu regeln
Abb. 4 + 5: Am 23. November 1847 wurde frühmorgens, so wie im Bild links, unterhalb der teilzerstörten Sinser Reussbrücke innerhalb von 45 Minuten über Pontons ein für Kanonen befahrbarer Steg erstellt. Das Bild rechts will uns zeigen, wie damals eine solche militärische Ersatzbrücke wieder abgebaut wurde (Beispiel in Lunnern).
Abb. 6: Nach der überraschenden Kapitulation von Zug am 21. November 1847 zog General Salis Soglio seine Sonderbundstruppen auf eine ostwestliche Verteidigungslinie zurück, die vom Zürich- zum Zugersee, von dort der Reuss und der kleinen Emme entlang bis ins Entlebuch verlief. Die Schlüsselstellen waren die Brücke bei Gisikon über die Reuss und jene in Emmenbrücke über die Emme.
Tafeltexte & Bilder
Nachweise und Literaturtipps
Köpfli Martin Exzerpt der Köpfli-Familiengeschichte, erhalten von Willi Köpfli.
Seetal Plus, Das Zollhaus und die Sinser Brücke: http://www.seetal-plus.ch/Tourismus/Zollhaus.html.
Troxler Walter, So gestochen wie geschossen? Luzern und der Sonderbundskrieg in alten Darstellungen, Inwil 2022.
Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.
von Elgger Franz, Des Kantons Luzern und seiner Bundesgenossen Kampf gegen den Radikalismus vom 8. Dezember 1844 bis 24. November 1847 und mein Antheil an demselben, Schaffhausen 1850, S. 245-249, online auf e-rara: http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-74245 .
Zuger Zeitung, Fessler Andreas, Hineschaut: Die dauerhaften Folgen einer Spregung, 13.7.19, https://www.zugerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/die-dauerhaften-folgen-einer-sprengung-ld.1135238 .
Bildnachweise
Abb. 1: Privatbesitz Willi Köpfli, Brücke in Sins, 1950er Jahre
Abb. 2: Archiv Gemeinde Sins, Eingang Reussbrücke in Sins, vor 1945.
Abb. 3: Wikipedia gemeinfrei, Brücke in Sins, 2013.
Abb. 4: Trick Jürg, Übersetzmittel der Schweizer Armee, Bern 2006.
Abb. 5: Zentralbibliothek Zürich, e-rara, ZEI 2.130, Szene aus dem Sonderbundskrieg, Jakob Eggli,um 1848.
Abb. 6: meierkolb 2023, Verteidigungslinie 1847, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917