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Wie lebte die Bevölkerung in den 1840er Jahren in dieser Region? Wie war die militärische Strategie in diesem Gebiet?

Trügerische Idylle

In den 1840er Jahren war die ländliche Schweiz von Armut geprägt. Gesamtschweizerisch war über die Hälfte der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig. Viele waren auch keine Bauern im engeren Sinne. Sie besassen nur wenig oder gar kein Land und arbeiteten für andere Bauern oder gingen Nebenbeschäftigungen wie der Wollverarbeitung oder der Stickerei nach.

Ein Bevölkerungswachstum zeichnete sich zwar ab, doch bis in die 1880er Jahre war die Schweiz ein Auswanderungsland. Viele erhofften sich im Ausland bessere Lebensbedingungen.

Die typische bäuerliche Familie in dieser Region war katholisch geprägt. Obwohl die Kindersterblichkeit hoch war, hatten Familien zwischen drei und sieben Kinder. Mehrgenerationenhaushalte waren üblich, es kam auch vor, dass Wohnraum geteilt wurde. Alte und Kranke waren besonders für arme Familien eine Belastung. Es gab noch keinen Sozialstaat. Während Reiche ihre Angehörigen familiär betreuten, wurde bei den Ärmeren eine rotierende Fürsorge praktiziert: Die Bedürftigen wurden von einem Haushalt in den anderen gegeben.

Unterschiede zwischen den Generationen gab es mit Blick auf die Bildung. Lesen und Schreiben war unter den Älteren noch nicht selbstverständlich, für die Kinder galt aber die Schulpflicht. Dies bedeutete einige Jahre Grundschule, die jedoch meist nur im Winter besucht wurde und aus viel Religionsunterricht bestand. Im Sommer wurden die Kinder als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft gebraucht. Der Lehrer und der Pfarrer hatten in der dörflichen Gemeinschaft eine besondere Stellung. Nur ein sehr kleiner Teil der Kinder besuchte später das Gymnasium.

Heiraten konnte nur, wer ein Minimaleinkommen gesichert hatte. Die Gemeinde achtete darauf, dass sie für keine Kinder aufkommen musste. Aus diesem Grund war das Heiratsalter der Frauen hoch. Gingen Frauen keine Ehe ein, arbeiteten sie als Magd oder als Dienstmädchen in der Stadt.

Sonderbundskrieg: Gelände und Gefechte

Umkämpfter Rooterberg

Aus den Bauernhäusern in Berchtwil bot sich schon 1847 der Panoramablick von der Rigi bis zum Pilatus. Von Risch am Zugersee bis zum Dreikantonseck Zug-Aargau-Luzern im Reusstal öffnete sich südwärts, vom Rooterberg begrenzt, ein fast unbebautes Plateau. Am nebligen Morgen des 23. November 1847, dem Tag der Entscheidung im Sonderbundskrieg, stiessen von hier Tagsatzungstruppen gegen Meierskappel und über Honau nach Gisikon vor. Im Breitfeld und am Rooterberg wurde heftig geschossen.

Mit Kugelhagel verteidigten die Sonderbundstruppen ihre Stellungen am Hang. Aus ihrer Sicht kämpften sie für Gott und für Gerechtigkeit. Den militärisch überlegenen Tagsatzungstruppen gelang es etappenweise, die sich hartnäckig Wehrenden zurückzudrängen. Bevor es ein- dunkelte, war der Kampf entschieden.

Luzern als Ziel

Schon am 3. November war der Sonderbund erfolglos ins Tessin eingefallen. So hatte der Krieg begonnen. Dufour, der General der Tagsatzungsarmee, konzentrierte sich zuerst darauf, Fribourg einzukesseln. Dabei liess er sich auch nicht von einem zweiten sonderbündischen Vorstoss am 12. November ins Freiamt hinein ablenken. Zwei Tage später kapitulierte auch Fribourg.

Am 22. November befahl Dufour von seinem Hauptquartier in Aarau aus, die Stadt Luzern, das Zentrum des Sonderbunds, konzentrisch anzugreifen. Einen Tag zuvor hatte Zug kapituliert. Aus fünf Richtungen stiessen nun die Truppen vor. Der Durchbruch sollte über die linke Flanke zwischen Zugersee und Reusstal, vor Meierskappel und in Gisikon glücken.

Von Berchtwil aus stiessen die Tagsatzungstruppen ins Luzerner Rontal vor. Dabei kam es auch zu Raub und übergriffen. Luzern kapitulierte am 24. November. Vor dem Schweizerhof paradierten die Tagsatzungstruppen vor General Dufour. Am 29. November ergab sich auch das Wallis, der Krieg war vorbei.

Nachweise und Literaturtipps

Bossard-Borner Heidi, Im Spannungsfeld von Politik und Religion. Der Kanton Luzern 1831-1875, Bd. 1, Basel 2008.

Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bucher Erwin, Die Geschichte des Sonderbundkrieges, Zürich 1966.

Blog Nationalmuseum, Michael van Orsouw, Bubikopf oder Trachtenhut? Beitrag vom 16.12.2020: https://blog.nationalmuseum.ch/2020/12/comeback-der-trachten/.

Fuhrer Hans Rudolf, Der Sonderbundskrieg 1847. Bürgerkrieg, Religionskrieg oder Bundesexekution? Zürich 1996.

HLS, Bevölkerung: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007946/2012-03-30/#HDieUmkehrderMigrationsstrF6me.

HLS, Familie: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016100/2015-12-02/#HDieGrF6ssederFamilie.

HLS, Geburt: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016114/2010-11-02/.

HLS, Geschlechterrollen: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015988/2011-03-24/#HGeschlechterdiskursinderAufklE4rung.

HLS, Kanton Luzern: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007382/2018-02-07/#HBevF6lkerungundSiedlung-1.

HLS, Kanton Zug: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007373/2019-04-24/#HDerStaatim19.und20.Jahrhundert.

HLS, Trachten: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016426/2012-11-01.

Swissinfo, Wie karg Schweizer früher lebten, https://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/freilichtmuseum-ballenberg_wie-karg-schweizer-frueher-lebten/44041176.

Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bildnachweise

Abb.1: Cuno Amiet, Richesse du soir, 1899, Öl auf Leinwand, 195 x 249 cm.
Kunstmuseum Solothurn, Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern. © D.Thalmann, Aarau, Schweiz, Foto von SIK-ISEA, Zürich, Philipp Hitz.

Abb. 2: Verein Kulturkommission Neuheim, 2018, erste Postauto in Neuheim, um 1940er Jahre.

Abb. 3: Fotograf Pater Emmanuel Wagner (1853–1907), Stiftsarchiv Kloster Engelberg.

Abb. 4: Schweizerisches Nationalmuseum.

Abb. 5: Zentralbibliothek Zürich, e-rara, Lithographie, Sulzer Julius Karl, Wegner Ludwig, um 1850, Division Ziegler bei Muri.

Abb. 6: Google Maps 2023.

Abb. 7: meierkolb 2022, Operationen während des Sonderbundskriegs 1847.

Abb. 8: meierkolb 2023, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Abb. 9: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-58906, Druckgraphik, Jakob Eggli, 1847.

Abb. 1: Bilder von Trachtenträgerinnen in einer friedlichen bäuerlichen Umgebung prägen die Sicht auf die ländliche Schweiz des 19. Jahrhunderts. Diese Bilder entstanden vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sich die Tracht zum Zeichen von heimatlicher Gesinnung entwickelte. Die einfache Landschaft sollte als Gegensatz zur dekadenten Stadt wahrgenommen werden. In den 1930er Jahren wurde das Trachtenwesen institutionalisiert und das «falsche» Tragen unterbunden. Bis in die 1960er Jahre wehrte sich die Trachtenvereinigung gegen gefärbte Haare, das Rauchen und das Schminken beim Tragen der Tracht (Cuno Amiet, 1899).

Abb. 2: Die ländlichen Regionen profitierten erst spät vom Fortschritt. Rund hundert Jahre nach dem Sonderbundskrieg: In den 1940er Jahren fährt das erste Postauto nach Neuheim im Kanton Zug und ist eine Sensation im Dorf.

Abb. 3: Alteidgenössische Gewohnheiten, erst nach der Ernte Krieg zu führen, ist nicht der Grund für den Sonderbundskrieg im November. Das politische Crescendo zwischen dem Sonderbund und der Tagsatzung gab den Ausschlag.

Abb. 4: Frau begleitet betrunkener Soldat nach seinem Einsatz als Wache, vermutlich um 1848.

Abb. 5: Das Bild zeigt Ziegler mit seinen höheren Offizieren in Muri beim Planen des weiteren Vorgehens. In Berchtwil spielte sich eine ähnliche Situation ab. Entscheidungen wurden meist vor Ort im Gelände getroffen.

Abb. 6 : Das Reusstal aufwärts Richtung Luzern.

Abb. 7: Die Karte zeigt die Operationen im Überblick. Dufour hatte sich für eine Offensive in drei Phasen entschieden: Die Einkesselung Fribourgs, der Angriff auf Luzern und zum Schluss das Bezwingen des Wallis. Der Kriegsrat des Sonderbundes und Salis Soglio als General agierten defensiv.

Abb. 8: Nach der Kapitulation Fribourgs begann der Aufmarsch gegen Luzern konzentrisch. Das Schwergewicht lag auf dem linken Flügel, also im Reusstal. Gegen Emmenbrücke marschierten die Divisionen 2 und 3 und unterbanden so die Verstärkung der Sonderbundstruppen in Gisikon. Ähnlich war auch die Aufgabe der Reservedivision, die durch das Entlebuch zog.

Abb. 9: Am 26. November 1847 fand eine Siegesparade in Luzern statt. Die Luzerner Regierung und der Kriegsrat des Sonderbundes hatten sich drei Tage zuvor abgesetzt. Luzern stand vom 24. November 1847 bis zum 24. Februar 1848 unter eidgenössischer Besatzung.

Tafeltexte & Bilder

Nachweise und Literaturtipps

Bossard-Borner Heidi, Im Spannungsfeld von Politik und Religion. Der Kanton Luzern 1831-1875, Bd. 1, Basel 2008.

Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bucher Erwin, Die Geschichte des Sonderbundkrieges, Zürich 1966.

Blog Nationalmuseum, Michael van Orsouw, Bubikopf oder Trachtenhut? Beitrag vom 16.12.2020: https://blog.nationalmuseum.ch/2020/12/comeback-der-trachten/.

Fuhrer Hans Rudolf, Der Sonderbundskrieg 1847. Bürgerkrieg, Religionskrieg oder Bundesexekution? Zürich 1996.

HLS, Bevölkerung: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007946/2012-03-30/#HDieUmkehrderMigrationsstrF6me.

HLS, Familie: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016100/2015-12-02/#HDieGrF6ssederFamilie.

HLS, Geburt: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016114/2010-11-02/.

HLS, Geschlechterrollen: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015988/2011-03-24/#HGeschlechterdiskursinderAufklE4rung.

HLS, Kanton Luzern: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007382/2018-02-07/#HBevF6lkerungundSiedlung-1.

HLS, Kanton Zug: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007373/2019-04-24/#HDerStaatim19.und20.Jahrhundert.

HLS, Trachten: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016426/2012-11-01.

Swissinfo, Wie karg Schweizer früher lebten, https://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/freilichtmuseum-ballenberg_wie-karg-schweizer-frueher-lebten/44041176.

Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bildnachweise

Abb.1: Cuno Amiet, Richesse du soir, 1899, Öl auf Leinwand, 195 x 249 cm.
Kunstmuseum Solothurn, Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern. © D.Thalmann, Aarau, Schweiz, Foto von SIK-ISEA, Zürich, Philipp Hitz.

Abb. 2: Verein Kulturkommission Neuheim, 2018, erste Postauto in Neuheim, um 1940er Jahre.

Abb. 3: Fotograf Pater Emmanuel Wagner (1853–1907), Stiftsarchiv Kloster Engelberg.

Abb. 4: Schweizerisches Nationalmuseum.

Abb. 5: Zentralbibliothek Zürich, e-rara, Lithographie, Sulzer Julius Karl, Wegner Ludwig, um 1850, Division Ziegler bei Muri.

Abb. 6: Google Maps 2023.

Abb. 7: meierkolb 2022, Operationen während des Sonderbundskriegs 1847.

Abb. 8: meierkolb 2023, Inhalte aus: Schweizer Kriegsgeschichte, Anhang Weiss, General Dufour als Heerführer, Heft 10, Bern 1917.

Abb. 9: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-58906, Druckgraphik, Jakob Eggli, 1847.