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Was taten die Frauen während des Sonderbundskrieges?
Die Entscheidung
Gefecht vor Meierskappel
Am 23. November 1847 fanden die Gefechte von Gisikon, Honau und Meierskappel statt. Sie bildeten neben dem Vormarsch im Entlebuch die Schlusskämpfe des Sonderbundskrieges und brachten die Entscheidung zugunsten der Tagsatzungstruppen.
Der Aufmarsch galt Luzern. General Dufour plante, Luzern von verschiedenen Seiten anzugreifen. Das Schwergewicht lag dabei auf dem linken Flügel, also im Reusstal. Zwei Divisionen liess er gegen Emmenbrücke aufmarschieren, eine Reservedivision durch das Entlebuch. Sowohl der Angriff über Emmenbrücke als auch über das Entlebuch sollten eine Verstärkung des Sonderbundes nach Gisikon unterbinden.
Hier, zwischen dem Reusstal und dem Zugersee, kam es auf Zuger Boden zum Gefecht um den Durchgang in den Kanton Luzern. Um 9 Uhr vormittags begann der Kampf im Breitfeld und dauerte bis um 14 Uhr. Eine Gedenktafel an der kleinen Lourdeskapelle in Meierskappel erinnert noch heute an die Gefallenen.
Glücklicherweise blieb die Zivilbevölkerung weitgehend verschont. Es war kein Menschenleben zu beklagen, allerdings wurden materielle Schäden hinterlassen. Auf Rischer Boden waren durch Kämpfe verschiedene Privatpersonen betroffen. Der Gemeinderat erhielt von einem Hilfsverein des Kantons Zug 50 Franken, die an vier Geschädigte verteilt wurden.
Frauen in der wichtigen Nebenrolle
Frauen sorgten für Kost und Logis
Über die Situation der Frauen im Sonderbundskrieg und in den 1840er Jahren ist wenig bekannt. Auch fanden Frauen nur selten Eingang in Kriegsdarstellungen. Vor allem in der Geschichte des ländlichen Lebens wurden sie als Akteurinnen lange Zeit ausgeschlossen. In den wenigen Bildern wurden sie besonders als helfende oder pflegende Figuren dargestellt. In schriftlichen Zeugnissen tauchen sie häufig nur als marginale Andeutung auf. Das Bild des kämpfenden, aktiven Mannes stand jenem der passiven, beistehenden Frau gegenüber. Tatsächlich waren gerade die Frauen im und nach dem Sonderbundskrieg gefordert, da sie mit der Einquartierung und der Versorgung der Truppen stark belastet waren.
General Dufour hatte vier Töchter. Mit diesen und mit seiner Frau Suzanne stand er während des Sonderbundskrieges in regem Briefaustausch. Dufour teilte ihnen seine Sorgen mit, schrieb über das Entscheidungsgefecht und betonte, dass er lieber bei seiner Familie als in diesem Sturm wäre. Seine Tochter Annette schrieb ihrem Vater, dass sie mit dessen Übernahme des Oberkommandos nicht einverstanden sei. Solche intensiven Korrespondenzen mit der Familie konnten sich aber nicht alle Männer leisten. Deshalb ist meist nur eine Sicht der bürgerlichen Frauen belegt.
Es gibt in der Überlieferung eine Anekdote über eine Bäuerin, und zwar vom Sankt Galler Matthias Johannes Henseler. Zürcher Offiziere hätten nach dem Gefecht von Gisikon ein leeres Bauernhaus betreten. Dort soll die Bäuerin in den Wehen gelegen haben. Sie gebar ein Mädchen und taufte es, so Henseler, auf den Namen der Frau von Oberst Basler. Dieser soll bei der Geburt geholfen haben.
Nachweise und Literaturtipps
Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Bucher Erwin, Die Geschichte des Sonderbundskrieges, Zürich 1966.
Blog Nationalmuseum, Meyer Benedikt, Der Sonderbund, 20.9.22: https://blog.nationalmuseum.ch/2019/08/der-sonderbundskrieg/
Gemeinde Gisikon, Geschichte: https://www.gisikon.ch/portraet/geschichte.html/33 (Zugriff: 1.2.23).
Gemeinde Meierskappel, Geschichte: https://www.meierskappel.ch/portrait/geschichte.html/13 (Zugriff: 1.2.23).
Gernet Hilmar, Luzerns heiliger Krieg. Eine historische Reportage zum Sonderbundskrieg 1847 und den Gefechten auf Luzerner Boden, 1997 Hitzkirch.
Hediger Richard, Risch. Geschichte der Gemeinde: https://www.zg.ch/behoerden/gemeinden/risch-rotkreuz/gemeinde/geschichte/publikationen/copy_of_geschichte-der-gemeinde-risch/Risch_%20Geschichte%20der%20Gemeinde%20-%20Teil%201.pdf .
HLS, Dufour: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003862/2006-04-20/.
HLS, Sonderbund: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017241/2012-12-20/.
HLS, Meierskappel: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000627/2008-10-22/.
Kartengeschichte, Guillaume Henri Dufour: https://www.kartengeschichte.ch/ch/texts/themen54/th54zus.html.
Messmer Kurt, Interview vom 13. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Pastoralraum Zugersee: https://www.pastoralraum-zugersee.ch/.
Reverdin Olivier, La guerre du Sonderbund vue par le Général Dufour. Juin 1847- Avril 1848, Genève 1987.
Schweizer Dufour Museum, Biografie Dufour, https://dufour-museum.ch/?page_id=379.
SRF, Die Schweizer, Der General, der die Schweiz rettete, 2013: https://www.srf.ch/play/tv/die-schweizer/video/der-general-der-die-schweiz-rettete-guillaume-henri-dufour?urn=urn:srf:video:b9dd57d2-6618-455f-a049-43bd2827e8e2#.
Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Bildnachweise
Abb. 1: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144937, Lithographie, Künstler Heinrich Jenny, Druckerei C. Studer, um 1848, Gefecht vor Meierskappel am 23.11.1847.
Abb. 2: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144935, Lithographie, Künstler Joseph Martignoni, Druckerei H.F. Leuthold Zürich, um 1848, Gefecht bei Ibikon bei Meierskappel 23.11. 1847.
Abb. 3: Schweizerisches Nationalmuseum, Herstellung Carl Staufer Bern, um 1845, Ausschnitt.
Abb. 4: Fotograf Daniel Ammann, Filmset, Schauspielerin Rachel Monnat, 2010.
Abb. 5: Fotograf Daniel Ammann, Filmset, Schauspielerin Suzanne Dufour, 2010.
Abb. 1: «Ybikon bei Meierskappel»: Ibikon befindet sich in der Nähe des Breitfelds und war ebenfalls Schauplatz des Gefechts. Beide Teile gehören heute zur Gemeinde Risch-Rotkreuz. Rechts im Bild wird das Zürcher Bataillon der Tagsatzungstruppen dargestellt.
Abb. 2: Gefecht vor Meierskappel am 23. November 1847, mit Blick auf die Rigi. Die Tagsatzungstruppen tragen im Bild die eidgenössische Armbinde.
Im Zentrum könnte Oberst Gmür auf einem Schimmel dargestellt sein. Links vor dem Haus werden zwei zivile Gefangene abgeführt. Nur selten werden in Bildern Frauen und die medizinische Versorgung dargestellt. Vermutlich sollte eine fürsorgliche Haltung gegenüber den Tagsatzungstruppen vermittelt werden. Das Bild wurde aus der Perspektive der Kriegsgewinner gemacht.
Abb. 3: Im Sonderbundskrieg von 1847 kämpften die eidgenössischen Tagsatzungstruppen unter roten Fahnen, in deren weissem Kreuz der Name des aufbietenden Kantons stand. Zudem trugen die Soldaten eine rote Armbinde mit weissem Kreuz. Guillaume Henri Dufour hatte 1840 eine gesamtschweizerische Truppenfahne mit dem freischwebenden weissen Schweizerkreuz im roten Feld geschaffen. Die neue Schweizerische Eidgenossenschaft übernahm diese Fahne als Nationalflagge.
Annette Dufour wollte nicht wahrhaben, dass der Konflikt zwischen den Eidgenossen nur mit Waffengewalt gelöst werden konnte. Sie schrieb ihrem Vater Ende Oktober 1847:
«Si ceux qui gouvernent commandent injustement, le devoir ne peut être de leur obéir. Les lois de Dieu sont au-dessus des lois des hommes, et rien ne peut permettre de s’en détourner.»
Dufour antwortete darauf:
«Ma bonne Annette. Ta lettre me perce l’âme; j’ai à peine la force de tenir ma plume. Ce que tu me demandes est-il faisable: ne plus obéir au moment suprême; trahir son devoir quand tout repose sur vous! De quel nom odieux ne serais-je pas appelé! Ah mon Dieu, mon Dieu, quelle position; être chargé d’un tel fardeau, d’une si rude et douloureuse mission, et encore être désapprouvé de ses chers enfants! Quel chagrin!»
Abb. 4 + 5: Fotos: Annette Dufour (links) gespielt von Rachel Monnat und Suzanne Dufour, geborene Bonneton (rechts), dargestellt von Barbara Tobola.
Im Jahr 2013 strahlte das Schweizer Fernsehen den Film «Der General, der die Schweiz rettete» aus. Gezeigt wird darin die Bedeutung der vier Töchter und der Ehefrau von Guillaume Henri Dufour.
Tafeltexte & Bilder
Nachweise und Literaturtipps
Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Bucher Erwin, Die Geschichte des Sonderbundskrieges, Zürich 1966.
Blog Nationalmuseum, Meyer Benedikt, Der Sonderbund, 20.9.22: https://blog.nationalmuseum.ch/2019/08/der-sonderbundskrieg/
Gemeinde Gisikon, Geschichte: https://www.gisikon.ch/portraet/geschichte.html/33 (Zugriff: 1.2.23).
Gemeinde Meierskappel, Geschichte: https://www.meierskappel.ch/portrait/geschichte.html/13 (Zugriff: 1.2.23).
Gernet Hilmar, Luzerns heiliger Krieg. Eine historische Reportage zum Sonderbundskrieg 1847 und den Gefechten auf Luzerner Boden, 1997 Hitzkirch.
Hediger Richard, Risch. Geschichte der Gemeinde: https://www.zg.ch/behoerden/gemeinden/risch-rotkreuz/gemeinde/geschichte/publikationen/copy_of_geschichte-der-gemeinde-risch/Risch_%20Geschichte%20der%20Gemeinde%20-%20Teil%201.pdf .
HLS, Dufour: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003862/2006-04-20/.
HLS, Sonderbund: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017241/2012-12-20/.
HLS, Meierskappel: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000627/2008-10-22/.
Kartengeschichte, Guillaume Henri Dufour: https://www.kartengeschichte.ch/ch/texts/themen54/th54zus.html.
Messmer Kurt, Interview vom 13. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Pastoralraum Zugersee: https://www.pastoralraum-zugersee.ch/.
Reverdin Olivier, La guerre du Sonderbund vue par le Général Dufour. Juin 1847- Avril 1848, Genève 1987.
Schweizer Dufour Museum, Biografie Dufour, https://dufour-museum.ch/?page_id=379.
SRF, Die Schweizer, Der General, der die Schweiz rettete, 2013: https://www.srf.ch/play/tv/die-schweizer/video/der-general-der-die-schweiz-rettete-guillaume-henri-dufour?urn=urn:srf:video:b9dd57d2-6618-455f-a049-43bd2827e8e2#.
Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.
Bildnachweise
Abb. 1: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144937, Lithographie, Künstler Heinrich Jenny, Druckerei C. Studer, um 1848, Gefecht vor Meierskappel am 23.11.1847.
Abb. 2: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144935, Lithographie, Künstler Joseph Martignoni, Druckerei H.F. Leuthold Zürich, um 1848, Gefecht bei Ibikon bei Meierskappel 23.11. 1847.
Abb. 3: Schweizerisches Nationalmuseum, Herstellung Carl Staufer Bern, um 1845, Ausschnitt.
Abb. 4: Fotograf Daniel Ammann, Filmset, Schauspielerin Rachel Monnat, 2010.
Abb. 5: Fotograf Daniel Ammann, Filmset, Schauspielerin Suzanne Dufour, 2010.