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Wieviel haben die Bilder zum Sonderbundskrieg mit der Realität zu tun?

Zeitzeugnisse des Sonderbundskrieges

Kanonenkugeln und eine Ofenkachel

Seit 1847 hat sich die Einwohnerzahl in Gisikon fast verzehnfacht — von rund 150 auf 1470 Personen. Vom Sonderbundskrieg sind heute nur noch wenige Spuren sichtbar.

Ein Gebäude, das schon 1847 stand, ist das sogenannte Sagenmatthaus. Vermutlich geht seine Baugeschichte bis ins 17. Jahrhundert zurück. Ausserdem finden sich in einigen Haushalten noch greifbare Zeugnisse, nämlich Sammlungen von Kanonenkugeln.

Hinzu kommt ein besonderer Fund, der von den Geschehnissen in den 1840er Jahren berichtet. Als nämlich 1966 der Kachelofen des Neuhushofs in Gisikon abgerissen wurde, blieb die Inschrift auf einer Kachel erhalten. Offenbar machten die Kartoffelfäule und die politische Situation der Familie zu schaffen. Unklar ist, weshalb der August als Datum notiert ist, denn die Kriegserklärung erfolgte erst später. Gisikon wird fälschlicherweise als Gislikon aufgeführt.

Um 1270 lautete der Ortsname Gisinkon, wandelte sich aber zunehmend zum heutigen Gisikon. General Dufour war auch Kartograf, auf seiner Karte hiess der Ort bis 1888 Gislikon. Dies war vermutlich ein Fehler, der jedoch von anderen übernommen wurde — unter anderem auf den Stichen und Malereien, die im Nachhinein gemacht wurden.

Die nachträglichen Darstellungen, die sich noch heute in manchen Stuben finden, sind nicht als getreue Zeitzeugnisse zu betrachten. Vielmehr sollten sie Erinnerungen oder Botschaften vermitteln.

Oftmals sind sie ungenau, was die Orte, das Geschehen und das Gelände anbelangt. Grund dafür ist, dass möglichst viele Informationen in einem Bild festgehalten werden sollten. Ausserdem wurden komplexe Ereignisse vereinfacht dargestellt, die Werke hatten häufig einen idealisierenden Charakter und zeigten die Siegerperspektive. Diese Art von Visualisierung war damals in ganz Europa üblich. Fiktion und Fakten verschmolzen in einer Collage.

Spektakel und Propaganda?

Die Bilder des Sonderbundkrieges sind oft keine brutalen Kriegsdarstellungen. Vielmehr zeigen sie eine Ordnung, wie sie von Dufour gewünscht war, und sollten im Nachhinein eine ideale Komposition wiedergeben. Siehe z.B. Abb. 4 und 5.

Nachweise und Literaturtipps

Blog zur Schweizer Geschichte, Nationalmuseum, Die Erfindung des Schlachtfelds, Barbara Basting, 6.6.23, https://blog.nationalmuseum.ch/2023/06/die-erfindung-des-schlachtfelds/ .

Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Die Erfindung der Schweiz 1848-1998. Bildentwürfe einer Nation. Katalog zur Sonderausstellung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich zum 150-jährigen Bestehen des Schweizerischen Bundesstaates und zum 100-Jahr-Jubiläum des Museums, Zürich 1998.

Dorfpost Gisikon 04/22, 175 Jahre Sonderbundsgefecht Gisikon, 2022.

Gemeinde Gisikon, Bilder- und Obejktsammlung zum Sonderbundskrieg.

HLS, Druckgrafik, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011169/2015-05-27/.

HLS, Gisikon, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000618/2006-11-13/ .

Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Troxler Walter, So gestochen wie geschossen, Inwil 2022.

Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bildnachweise

Abb. 1: Ausschnitt aus der Dufourkarte (Topografische Karte der Schweiz 1:100 000) zwischen 1855, https://map.geo.admin.ch/?zoom=3.774738571779304&layers=ch.swisstopo.hiks-dufour&layers_indices=5&topic=ech&lang=de&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte-farbe&E=2511126.54&N=1275087.59 .

Abb. 2: Fotograf André Meier 2022, Ofenkachel aus dem Neuhushof, vermutlich um 1847, Besitz Gemeinde Gisikon.

Abb. 3: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-41405, Lithografie, Zeichner Heinrich Jenny, Friedrich Schönfeld, C. Studer, um 1848, Sonderbundskrieg in Gisikon.

Abb. 4: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144871, Lithograf J. Bachmann, um 1847, Gisikon im Sonderbundskrieg.

Abb. 5: Stadtarchiv Schaffhausen, Bilder aus der Schweizergeschichte von Karl Jauslin, Verlag Birkhäuser Basel (1887-1928), Das Gefecht bei Gisikon.

Abb. 1: Auf der Karte der eidgenössischen Landestopographie, die unter Dufour erstellt wurde, stand als Ortsbezeichnung bis etwa 1888/90 Gislikon.

Abb. 2: Die Ofenkachel aus dem Neuhushof befindet sich heute im Besitz der Gemeinde Gisikon. Offensichtlich waren die Eigentümer auf der Seite des Sonderbundes und betrachteten die Tagsatzungstruppen als Feinde.

Inschrift Ofenkachel
Herr Kaspar Petermann Waisenvogt und seine ehrsame Frau Katarina Zimmermann, haben zum Andenken ihren Nachkommen gewidmet. In diesem Jahr gibts über Berg und Thal, alle Bäum voll Birnen und Apfel, drum habhen wir diesen Ofen erschaffen. Schon drei Jahr sind durchs ganze Land, alle Herdapfel krank, das ist der ganzen Welt bekant. Zwölf Kanton haben Luzern den Krieg beschlossen, darum sieht man hier neben der Brüke, Schanzen aufgeworfen. Mit Gut und Blut für unsere Freiheit und Religion müssen wir dem grossen Feind entgegenkämpfen. Wies aber Gottesvorseung wird (wird) wenden können wir Nachkommen nicht melden.
Im Jare 1847 Gislikon den 18 Augst

Abb. 3: Stellung der eidgenössischen Truppen über dem Reusstal, in Gisikon am 23.11.1847.

Abb. 4: Die Bilder des Sonderbundkrieges sind oft keine brutalen Kriegsdarstellungen. Vielmehr zeigen sie eine Ordnung, wie sie von Dufour gewünscht war, und sollten im Nachhinein eine ideale Komposition wiedergeben. Diese Lithografie von J. Bachmann zeigt eine etwas willkürliche Zusammenstellung des Gefechts um die Brücke in Gisikon.

Die Rauchschwaden stammen entweder von Bränden oder vom Pulverrauch. Aufgrund des damals verwendeten Schwarzpulvers entstand der Rauch nämlich dort, wo geschossen wurde. Das raucharme Pulver wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Dufours Truppen sind jene mit den auffälligen Schweizerfahnen. Jene des Sonderbundes sind nur ansatzweise zu erkennen. Die Brücke diente in vielen Darstellungen als Orientierungspunkt und lässt sofort erkennen, um welches Gefecht es sich handelte.

Links auf halber Höhe ist die Kapelle von Honau zu sehen. Der Verlauf der Strassen ist erfunden, auf ihnen rückt die Artillerie an. Auffällig sind die vielen Soldaten und die demonstrative Aufstellungsordnung nach den herrschenden Reglementsvorgaben. Das Präsentieren der Formation könnte ein Versuch sein, Dufours Armee als eine besonders wohlorganisierte darzustellen.

Abb. 5: Diese Zeichnung von Karl Jauslin ist bezeichnend für die im Nachhinein erstellten Bilder des Sonderbundskrieges. Sie erschien 1897 im Buch «Bilder aus der Schweizer Geschichte». Darin wurde die Urzeit ebenso thematisiert wie der Sonderbundskrieg. Es handelte sich häufig um Fantasiebilder. Dennoch war das Ziel nicht, das Publikum zu täuschen. Vielmehr sollte die Geschichte spannend vermittelt werden.

Gleichzeitig sollten die Ereignisse in einfacher und komprimierter, wenn auch idealisierter Weise dargestellt werden. In diesem Beispiel zeigen sich einige Ungenauigkeiten. Links wird aus den Häusern geschossen, was in dieser Gegend nirgends belegt ist, jedoch in Malters der Fall war. Auch stand links und rechts der Brücke höchstens ein Gebäude.

Auf dem Pferd ist ein höherer Offizier daegestellt. Die Säbel waren Attribut der Offiziere und dienten der Zeichengebung. Ansonsten hatten sie keine Funktion. Vorne ist eine Tambourengruppe zu sehen. Ihre Rolle ist unklar, denn Tambouren wurden als Signalgeber für den Schrittmarsch gebraucht. Im Vordergrund legen Soldaten Bohlen über ein Loch. An dieser Stelle gab es aber keinen solchen Vorfall.

Tafeltexte & Bilder

Nachweise und Literaturtipps

Blog zur Schweizer Geschichte, Nationalmuseum, Die Erfindung des Schlachtfelds, Barbara Basting, 6.6.23, https://blog.nationalmuseum.ch/2023/06/die-erfindung-des-schlachtfelds/ .

Bossard-Borner Heidi, Interview vom 2. Dezember 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Die Erfindung der Schweiz 1848-1998. Bildentwürfe einer Nation. Katalog zur Sonderausstellung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich zum 150-jährigen Bestehen des Schweizerischen Bundesstaates und zum 100-Jahr-Jubiläum des Museums, Zürich 1998.

Dorfpost Gisikon 04/22, 175 Jahre Sonderbundsgefecht Gisikon, 2022.

Gemeinde Gisikon, Bilder- und Obejktsammlung zum Sonderbundskrieg.

HLS, Druckgrafik, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011169/2015-05-27/.

HLS, Gisikon, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000618/2006-11-13/ .

Tanner Jakob, Interview vom 9. November 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Troxler Walter, So gestochen wie geschossen, Inwil 2022.

Troxler Walter, Interview vom 25. Oktober 2022 mit dem Büro für Geschichte.

Bildnachweise

Abb. 1: Ausschnitt aus der Dufourkarte (Topografische Karte der Schweiz 1:100 000) zwischen 1855, https://map.geo.admin.ch/?zoom=3.774738571779304&layers=ch.swisstopo.hiks-dufour&layers_indices=5&topic=ech&lang=de&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte-farbe&E=2511126.54&N=1275087.59 .

Abb. 2: Fotograf André Meier 2022, Ofenkachel aus dem Neuhushof, vermutlich um 1847, Besitz Gemeinde Gisikon.

Abb. 3: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-41405, Lithografie, Zeichner Heinrich Jenny, Friedrich Schönfeld, C. Studer, um 1848, Sonderbundskrieg in Gisikon.

Abb. 4: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-144871, Lithograf J. Bachmann, um 1847, Gisikon im Sonderbundskrieg.

Abb. 5: Stadtarchiv Schaffhausen, Bilder aus der Schweizergeschichte von Karl Jauslin, Verlag Birkhäuser Basel (1887-1928), Das Gefecht bei Gisikon.